In Erinnerung an Markus Scharfenecker

Der Unfall

Samstag, 24. Juni 2000

Am Morgen des 24.Juni 2000 saß mein Sohn Markus bei mir in der Küche und erzählte mir, das er an diesem Tag den Eltern seiner Freundin Heike, die einen Bauernhof haben, helfen würde neue Weiden für Kühe abzustecken. Große Lust hatte er nicht, aber Markus war immer sehr hilfsbereit. Er sagte mir, dass er so gegen Zwei, halb Drei wieder zu Hause wäre, da er abends zu einer Geburtstagsfeier gehen wollte.

Dann fragte er noch, ob ich etwas vorhätte, sonst würde er gern mein Auto nehmen. Ich wollte aber selbst an diesem Samstag weg, und deshalb mußte er mit seinem fahren, was ich bis heute bereue, da ich persönlich denke, dass er mit meinem Auto überlebt hätte.

Der Tag verlief wie jeder andere Samstag auch. Gegen Zwei Uhr rief Markus an und sagte mir, dass es doch läger dauern würde, da es Probleme mit den Pfosten gab. Es war das letzte Mal in meinem Leben, dass ich seine Stimme hörte. Das stimmt mich bis heute traurig. Gegen halb sechs kam ein Anruf, wir sollten kommen, unsere Tochter hätte einen Unfall gehabt. Wir haben aber nur eine Tochter, die war aber an diesem Tag auf einem Betriebsausflug am Bodensee. Also dachte ich, das wäre Gott sei Dank ein Irrtum, aber es war die Freundin unseres Sohnes, die unsere Telefonnummer angab. Ich hörte sie im Hintergrund nach mir rufen, also sagte ich wir kommen sofort.

Der Unfall passierte etwa 7 Minuten von unserem Haus entfernt. Auf dem Weg zum Auto mit meinem Mann hielt mich etwas starkes zurück. Ich wußte plötzlich mit absoluter Sichterheit, mein Sohn Markus ist tot.

Ich weigerte mich mitzugehen, also fuhr mein Mann mit der Freundin meines anderen, älteren Sohnes, zum Unfallort. Mein älterer Sohn sollte bei mir bleiben und mich beruhigen. Doch ich war schon wie von Sinnen. Ich hatte das Gefühl, mein Herz wird in Teile gerissen und ich hatte leider recht. Nach etwa 1 Stunde kamen sie zurück. Von diesem Zeitpunkt an erinnere ich mich an nichts mehr. Die folgenden Tage und Wochen sind wie ausgelöscht.

Markus war mein jüngstes Kind, mein Baby, wie ich ihn bis zum Schluß immer nannte. Er wurde nur 18 Jahre, 6 Monate und 14 Tage alt.

An dieser Unfallstelle müssen wir alle jeden Tag vorbeifahren um zur Arbeit zu kommen. Bis zum heutigen Tag fällt es uns allen sehr schwer. Der Unfallhergang wurde nie richtig aufgeklärt. Wir wissen nur, dass Markus, der sonst ein sehr umsichtiger und vorsichtiger Fahrer war, mit einem entgegenkommenden Fahrzeug zusammengestoßen ist. Ein nachfolgender, ortsfremder Mercedesfahrer, der auf dem Weg zu einer Hochzeit war und einer vorausfahrenden Verwandten nachfolgte, fuhr wohl sehr dicht auf Markus auf - an einer Ampel hatte sich Markus zwischen die zwei Fahrzeuge gesetzt. Der Mercedesfahrer hatte wohl Angst, den Anschluß zu verlieren. Spaeter sagte er aus, dass Markus wohl am Ortsausgang dann die Nervern verlor und Gas gab, dadurch ins Schleudern kam und somit auf die andere Fahrbahn.

Dieser Fahrer mußte nur ein Bußgeld von 75,00 DM zahlen, da er weder Lichhupe gab oder sonstwie nötigte. Er fuhr einfach nur dicht auf. Bei dem jetzigen Autobahnurteil mit zwei Toten würde da wohl strenger vorgegangen. Markus' Auto wurde offen abgestellt, so daß am folgenden Montag sein Fahrzeug auch noch leergeräumt wurde (CD-Wechsler, neuer Verstärker usw.). Das ist bis heute noch eine offene Wunde für mich, dass jemand seine geliebten Teile einfach herausreissen konnte, und dass es so jemand gibt, das verstehe ich bis heute nicht.

Markus Freundin Heike wurde schwer verletzt und lag 2 Monate im Krankenhaus. Die andere Autofahrerin wurde ebenfalls schwer verletzt und lag auch sehr lange im Krankenhaus, von ihr weiß ich aber leider nichts weiteres.

Markus blumengeschmücktes Grab
Deine Mutter